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Bahn / Banie in Pommern

Bahn / Banie

Die Stadt Bahn (heute poln. Banie) liegt an der östlichen Seite des Flüsschens Thue (poln. Tywa), das den Brücksee mit dem Bahner Langen See verbindet. Zwischen einem Unter- und Obertor liegen der Kleine Markt und der Marktplatz, die St. Marienkirche, die Schule und das St. Georg-Hospital; drei Friedhöfe umgrenzen die Siedlung: nördlich der jüdische Friedhof, östlich der neue und südlich der Breiten Strasse der alte Friedhof.

Im Wappen von Bahn finden sich das achteckige Johanniterkreuz, die Heilige Maria Magdalena (mit dem Salbgefäß) und der Greif als Zeichen der Zugehörigkeit zum Greifenhager Land.

Nach frühen Siedlungen schon in der Bronzezeit beginnt die Geschichte des Gebiets östlich der Oder mit der Christianisierung der dort ansässigen Westslawen, die vom 7. Jahrhundert an große Teile Nord- und Ostdeutschlands bewohnten; im Rahmen der pommerschen Herzogtümer konnte sich Bahn und sein Umland mit Ende des Mittelalters immer mehr entwickeln.

Zum ersten Mal wurde das Land „Banen“ und die Ortschaft „Ban“ in einer Schenkungsurkunde vom 28. Dezember 1234 ( wohl 1235 am «Tage des unschuldigen Kindleins») erwähnt, durch die der Pommernherzog Barnim I. das Bahner Land mit der Stadt Bahn dem Tempelritterorden schenkte. In der Urkunde heißt es:

« Im Namen Gottes, Amen. Wir Barnim, von Gottes Gnaden Herzog der Slawen, entbieten allen Christen, an welche dieses Schreiben gelangt, ewiges Heil im Herrn. Es ziemt sich für jeden Christen, geistliche Männer wie die Brüder vom Hause der Ritter des Tempels von Jerusalem, aus religiöser Achtung und Ehrerbietung um so mehr mit besonderer Achtung und Freundlichkeit zu lieben und dadurch den gleichen Eifer für den Christennamen zu zeigen, mit dem sie die reine Glut ihrer Anbetung wirksam werden lassen für den Schutz der Kirche im Morgenland.

Deshalb wünschen wir, […] das ganze Land, welches im Volksmund „Banen“ genannt wird, mit all seiner Nutznießung, seinen Freiheiten, mit Gewässern, Dörfern, Wiesen, Seen und Wäldern sowie den Einkünften, die es in Gegenwart und Zukunft bringen kann, den genannten Brüdern vom Hause der Tempelritter aus freiem Willen übertragen haben zum dauernden Besitz mit allem Recht und Gerichtsbarkeit. Wir geben ihnen dazu Vollmacht, zu dem Termin, den sie für sich und ihre Untertanen für günstig erachten, in ihrer Stadt, welche im Volksmund „Ban“ heißt, einen Markt abzuhalten, der von unserer Gerichtsbarkeit völlig frei und ledig sein soll, und Einkünfte von ihm zu gewinnen. Wir setzen hinzu, daß die genannten Brüder in ihrem Lande die Form des Bürgerlichen Rechts, welche im brandenburgischen Sprengel üblich ist, beachten lassen sollen. […] »

Als der Tempelritterorden 1312 aufgehoben wurde, gingen seine Besitzungen an den Johanniterorden über, der bis ins 15. Jhd. seine Herrschaft über Land und Leute ausübte – die Johanniter gründeten das St.Georgen-Hospital (1417) und förderten vermutlich auch die Belebung der mittelalterlichen « Bahner Passionsspiele ».

Aufgrund von Streitigkeiten zwischen dem Herrenmeister der Johanniter Detlof von Waldmoden 1399 mit den Bürgern der Stadt Bahn kam es dazu, dass sie ihn erschlugen; als Sühnegeld wurde den Bahnern auferlegt, jährlich 25 Gulden an den Orden zu entrichten und ein Mordkreuz am Wege nach Marienthal aufzurichten (es stand dort bis 1553). Als Stadt im Grenzgebiet zwischen Pommern und Brandenburg hatte Bahn unter den vielen großen kriegerischen Konflikten zu leiden: so wurde 1478 das Städtchen mit seiner Stadtmauer durch brandenburgische Truppen zerstört – der ‚Pulverturm’ steht als letztes historisches Relikt noch heute. Danach kam die Stadt wieder an den Johanniterorden, der wohl auch zur Gründung der ersten Schule 1558 in Bahn beigetragen haben mag. In den schrecklichen Jahren des 30jährigen Krieges – ab 1627 erschien in Bahn zum ersten Mal schwedisches Kriegsvolk und quartierte sich ein, danach kam das Bahner Land wechselhaft unter schwedische und kaiserliche, zuletzt brandenburgische Herrschaft – und von 1653 bis 1679 war es dann wieder schwedisch. Administrativ kam Bahn 1648 zu Hinterpommern und wurde dem ‚Landkreis Greifenhagen’ eingegliedert. 1675 wurden die Schweden bei Fehrbellin durch den Großen Kurfürsten geschlagen, im Frieden von Saint Germain 1679 kam der Kreis Greifenhagen erneut an Brandenburg.

Gravierende Einschnitte im Leben einer Kleinstadt ist aber nicht nur die Mitleidenschaft durch die Kriege eigener oder fremder Heere, sondern ebenso Übelstände wie Missernten, Hungersnöte, Teuerungen (1281), der „schwarze Tod“ der Pest (1625), die asiatische Beulenpest (1705), immer wieder Stadtbrände (1690, 1703, 1712) oder Epidemien wie Typhus (1813/14) und Cholera (1831, 1852).

Im 18. Jh. kam die Stadt Bahn unter die Zucht und Herrschaft der preußischen Könige – und erlebte Preußens Kriege; zwei Jahre nach Beginn des siebenjährigen Kriegs (also 1758) kamen auch die Russen, die das Bahner Land bedrängten und drangsalierten, bis dann Friedrich der Große in Zorndorf (1758) siegreich war. Fünfzig Jahre später waren es die napoleonischen Truppen – eine ganze Kompanie von 150 Mann, die sich von Dezember 1807 bis April 1808 in Bahn einquartierte; darüberhinaus hatte die Stadt Bahn noch Kriegskontributionen zu leisten.

Als ein Nachteil in der geschichtlichen Entwicklung könnte gesehen werden, dass Bahn nicht in das preußische Bahnnetz eingebunden wurde – nur eine Kleinbahnlinie verkehrte zwischen Greifenhagen über Bahn nach Wildenbruch (1895); dies mag auch der Grund für ihre beständige ländliche Idylle und Rückständigkeit gewesen sein. So verblieb Bahn im Schatten der Großen Geschichte als kleine Acker-bürgerstadt (mit ca. 3 TSD Einwohnern) und nahm im 19. und 20. Jh. an der Industrialisierung nicht teil.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es in Bahn eine Filiale des Greifenhagener <Kaufhauses Radefeldt> – wie auch die Praxis des Zahnarztes Dr. Kurt Franz Fritz Schmidt – in der Breiten Strasse.

Literatur :

Kurt Schmidt, „Kleine Stadt – ganz groß. Zum 750jährigen Jubiläum der Stadt Bahn“, in Die Pommersche Zeitung, Folge 30-32/85 vom 27. Juli 1985, 3. August 1985 und 10. August.

Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Banie

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